Der Begriff Schlafregression taucht immer wieder in Gesprächen über Babyschlaf auf, vor allem in Ratgebern und Foren. Eltern wird vermittelt, dass Schlafveränderungen in bestimmten Entwicklungsphasen ein "Problem" sind, das es zu lösen gilt. Doch ist das wirklich so?
In diesem Artikel möchte ich zeigen, warum der Begriff Schlafregression irreführend ist, und erklären, was tatsächlich hinter den Veränderungen im Schlafverhalten steckt. Außerdem erfährst du, wie du diese Phasen bedürfnisorientiert begleiten kannst – ganz ohne Druck oder Schlaftrainings.
Was passiert wirklich bei Schlafveränderungen?
Babys und Kleinkinder entwickeln sich rasant. Ihr Gehirn wächst, neue Fähigkeiten werden erlernt, und sie nehmen ihre Umgebung jeden Tag bewusster wahr. Diese Entwicklungsschritte beeinflussen natürlich auch den Schlaf – schließlich verarbeiten Babys während des Schlafens all die neuen Eindrücke.
Beispiele für Entwicklungssprünge:
4 Monate: Babys beginnen, Schlafzyklen wie Erwachsene zu entwickeln. Sie wachen häufiger auf, weil sie von einer Phase in die nächste wechseln.
8–10 Monate: Motorische Fortschritte wie Krabbeln oder Stehenlernen können den Schlaf stören, da das Baby diese neuen Fähigkeiten auch nachts übt.
18 Monate: Sprachliche Entwicklung oder der Wunsch nach mehr Autonomie können Schlafverhalten beeinflussen.
Diese Veränderungen sind keine "Rückschritte", sondern Zeichen für Wachstum und Reifung. Dein Kind zeigt dir dadurch, dass es sich weiterentwickelt – auch wenn das manchmal herausfordernd sein kann.
Warum der Begriff problematisch ist
Der Begriff Regression bedeutet Rückschritt. Er suggeriert, dass etwas falsch läuft oder repariert werden muss. Für Eltern kann das zusätzlichen Stress bedeuten, weil sie glauben, ihr Kind müsse "wieder besser schlafen".
Dabei ist es ganz normal, dass Babys in Phasen schlechter schlafen. Sie brauchen dann oft mehr Nähe, Stillen oder einfach die Sicherheit, dass jemand da ist. Wenn wir diese Phasen als das erkennen, was sie sind – natürliche Entwicklungsprozesse –, können wir sie besser annehmen und gelassener damit umgehen.
Was Eltern wirklich wissen sollten
Wenn dein Baby plötzlich schlechter schläft, heißt das nicht, dass du etwas falsch machst. Es zeigt dir vielmehr, dass es gerade etwas Neues lernt oder verarbeitet.
Tipps zur Begleitung:
Bleib flexibel: Schlafveränderungen sind oft vorübergehend. Versuche, deinen Alltag anzupassen, um euch allen Entlastung zu schaffen.
Achte auf die Bedürfnisse: Vielleicht braucht dein Kind in dieser Phase mehr Nähe, häufiger Stillen oder Beruhigung.
Schaffe dir selbst Entlastung: Suche dir Unterstützung, wenn du dich überfordert fühlst – sei es durch Partner, Familie oder professionelle Begleitung.
Sei geduldig mit dir selbst: Es ist okay, wenn es anstrengend ist. Diese Phasen gehen vorbei.
Die Sprache macht einen Unterschied
Wie wir über den Schlaf von Babys sprechen, beeinflusst, wie wir ihn wahrnehmen. Begriffe wie Schlafregression setzen Eltern unnötig unter Druck und lenken von den Bedürfnissen der Kinder ab. Wenn wir Schlafveränderungen als Teil der Entwicklung verstehen, können wir sie annehmen und unser Kind in dieser Phase liebevoll begleiten.
Falls du Unterstützung brauchst, begleite ich dich gerne mit bedürfnisorientierten Ansätzen durch diese Zeit. Du bist nicht allein – und diese Phasen sind nur ein kleiner Teil der großen Reise mit deinem Kind.
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